Donnerstag, Dezember 29, 2005

Als ein kleiner Vorgeschmack auf das neue, unaufhaltsam fortschreitende Jahr hier ein kleines Gedankenspiel das Thema menschliche Despotie betreffend. Klein, aber immerhin fein.


Der Mensch – Krone der Evolution?

Dass der Mensch das Höchste sei, was Gott bzw. die Natur jemals hervorbrachte, war lange Zeit unbestritten. Für den Menschen war es klar, dass Tiere niedere Geschöpfe seien und somit dem Menschen unterlegen seien. Das hängt auch mit den Lehren der Bibel und anderen religiösen Richtungen zusammen. Denn laut diesen Schriften habe Gott den Menschen die Erde geschenkt, auf denen sie leben und sich fortpflanzen sollten.

Doch ist der Mensch wirklich berechtigt, sich die Erde sein Eigen nennen zu dürfen? Es gibt einiges, was für einen gläubigen Christen oder Moslem oder Juden dafür spricht, jedoch eine andere Sichtweise hat ebenso ihre Argumente. Alle Sichtweisen zu betrachten und zu gewichten sei die Aufgabe dieses Essays.

Ein erstes Argument, dass die menschliche Herrschaft über die Natur ungerechtfertigt ist, ist die Betrachtung der Evolutionstheorie. Dieser These zufolge hat sich der Mensch aus den Primaten entwickelt. Durch die Tatsache, dass sich sein Kiefer verkleinerte und so das Gehirn an Größe gewann. Dadurch erlangte er die Fähigkeit des logischen Denkens. Ist das Grübeln über Sinn und Unsinn der Existenz aber ein Indikator für eine Berechtigung der Regentschaft über die Erde?

Allein den oberen Einwand betrachtend kommt der Leser zum Schlusse, dass der Mensch, sich als Herrscherelement betrachtend, einen elementaren Fehler begehe. Doch dem sei Einhalt geboten aus einer der einfachsten Übungen des Verstandes, dem Ausschlussverfahren. Wer sonst sollte das Zepter der Erde übernehmen? Ich denke, dass als einzige Alternative „niemand“ in betracht käme. Doch die Erde ihrem Schicksal überlassen? Es werden sich immer Wesen entwickeln, darwinistisch bedingt, die sich gegen andere durchsetzen. Nur der Stärkste überlebt. Stark entweder durch Muskelkraft oder Intelligenz. Der Mensch setzte sich durch, weil er kombinieren, Werkzeuge verwenden und Ackerboden kultivieren konnte.

Nun ist der Mensch so intelligent geworden, dass er in der Lage ist, sich mitsamt der Welt zu vernichten. Bedingt durch seine so hoch geschätzten Güter wie Kultur, Religion und Wissenschaft. Und ebenso intelligent ist die Tatsache, dass er aufgrund von drohenden kriegerischen Auseinandersetzungen, wie sie es auch im Tierreich gibt, allerdings nur selten so exzessiv, immer noch existiert und lebt. Denn bei allen kulturellen und religiösen Kontroversen, der Mensch hat anscheinend immer wieder zur Vernunft zurückgefunden. Ob dies auch in Zukunft so sein wird, steht zur Diskussion, kann aber letztendlich nur erfahren, nicht vorhergesehen werden.

Der Mensch wird in seiner zweifelsohne vorhandenen Intelligenz auch erfahren, dass die unbedachten Langzeitfolgen seines Handelns ihm zum Verhängnis zu werden drohen. Er wird handeln müssen. Und gemäß der kollektiven Intelligenz wird er auch zu handeln wissen, denn das Gemeinschaftliche birgt für den Menschen die größte Intelligenz, auf die er sich besinnen muss. Die neusten Studien ergaben, dass eine Gruppe von Menschen schlauer ist als jeder Experte – wenn der Mensch das zu nutzen weiß, wenn er lernt, sich auf das Kollektiv zu beziehen, aber jeder für sich individuell zu denken, wird jede Diskussion über Evolution und die Rolle des Menschen eindeutig. Denn dann, aber auch erst dann, ist er zweifelsohne das Lebewesen, das das Schicksal dieser Erde in Händen halten sollte. Dann ist er die Krone der Evolution.