Wenn alle Menschen feiern, alle sich an dem Duft der offenen Gesellschaft erfreuen und diese genießen - wer denkt da an andere ausser sich selbst und diejenigen, die ebenso das wilde Leben ausleben, dass die Jugend in großen Teilen erfahren will?
Ebenso die Frage, oder auch Antwort, wenn es eine rhetorische Frage für einige sein sollte, meiner selbst daraus ausgeschlossen, ob jemand an die Menschen denkt, denen es gut geht, wenn er selber zu den Zeiten nicht die Sonne des Lebens genießen kann und im Schatte von Tod und Elend dahinvegetieren zu müssen scheint. Wenn er jedoch nur das Schlechte kennt, dann kann er sich kein Glück vorstellen, nicht wahr? Wenn er sich kein Glück vorstellen kann, dann dürfte er doch auch kein Verlangen nach diesem haben und somit mit seiner jetzigen Situation komfortabel in irgendeiner Weise "zufrieden" sein. Oder weiß der Mensch von Natur aus, was Glück ist? Glück ist selbstverständlich subjektiv zu werten, denn ein Obdachloser wird sich über ein Geldstück sicher mehr freuen als ein Obermensch der Oberschicht, der diesem Obdachlosen womöglich noch das Geldstück in seine Betteltüte tat. Dieser hingegen empfindet es als Glück, diesem Menschen geholfen zu haben. Verstandsmenschen sehen in einer Umweltkatastrophe anderes als die Menschen, die davon betroffen sind. Diese werden es Glück nennen, wenn ihr Haus ganz, ihre Familie wohlauf und die Tiere lebend sind, wobei hingegen sogenannte selbsternannte Rationalisten es als Glück bezeichnen wollen, wenn nicht 30.000 Menschen ums Leben kamen und eine Stadt zerstört worden ist, als wenn nur die Stadt dem Erdboden gleichgemacht worden wäre, denn dann hätte die Versicherung zahlen müssen. Wo kein Kläger, da kein Richter. Doch wie kommt man zu dieser Überzeugung, dass man völlig gefühlsbefreit zu denken vermag? Müsse es nicht einen
Weltrationalismus geben, wenn es überhaupt einen geben solle? Denn die Perspektive ist, wie beim Glück, bei jedem längst eine andere. Denn obschon sich diverse Kleingeister rationell denkend zu schimpfen pflegen, so vergessen sie oft, dass sie zwar von nur einem einzigen Gefühl im Denken geleitet werden, dieses jedoch so ausschlagebend ist, dass ihre gesamten rationellen und verstandestätigen Agitationen verwerflich und unbrauchbar werden. Dieses Gefühl ist der Standpunkt und ihr Zugehörigkeitsgefühl. Ihre Perspektive, von dem sie das gesamte Weltbild ansehen. Ein Europäer wird "anders rationell" (obgleich es nach Aussage Descartès und anderen nur eine Form von rationellem Denken gibt) denken als ein Asiat, denn beide vertreten sie andere Volksgruppen. Ein US-Amerikaner wird sich, wenn er sich für den Abbau der Überbevölkerung der Erde einsetzt, darauf plädieren, in Indien und China dieses Problem zu beheben, oder in Afrika, wo die Menschen von alleine an Hungersnöten elendig verkommen. Ein afrikanischer Mensch hingegen wird dagegen argumentieren, dass es verstandslos wäre, sich auf eine Volksgruppe oder eine Rasse zu forcieren. Untätige Bürger in den USA könnten ebenso ihr Leben lassen, wenn gleich diese nicht annähernd so viele darstellten (wenn auch 1 Millionen Männer und Frauen derzeit in amerikanischen Gefängnissen auf ihre Entlassung warten). Ein Mensch, der den Titel "Rationalist" ehrenhaft verdient hätte, wobei meiner Auffassung nach der Verstand die trügerischste Selbstvernichtungswaffe der Menschheit ist, wäre demnach doch jemand, der dafür plädiert, an allen Stellen Menschen zu entfernen, um das Gleichgewicht zu halten zwischen den (prozentualen) Verlusten der indischen Bevölkerung und der der europäischen oder US-amerikansichen. Ist das nicht völliger Wahnwitz? Wenn wir uns blind auf die Verstandestätigkeit verließen, was würde dann aus uns werden? Aussondierte Kranke blieben aussondiert oder würden sofort umgebracht, ebenso Menschen in Altersheimen. Die Gefühle und das unmittelbar damit verbundene Gewissen, mancherorts als Gott genannt, halten uns davor ab. Kriege um Öl sind vernünftig, so muss doch das eigene Volk den hohen Lebensstandard halten können, eine unabdingbare Sache. Weltrationlistisch betrachtet wären keine Kriege nötig, denn demnach müssten die Ölproduzierer dem Ölverbraucher ja das Öl fast schenken. Denn ohne diese Ölverbraucher wären die Kohlenwasserstoffverbindungsquellen nahezu nutzlos und würde gerademal dazu verwendet, um das Feuer anzuheizen. In Verbindung mit der Geschichte ist der Rationalismus schnell verdrängt. So müsste beispielsweise Deutschland im 2. Weltkrieg gedankt werden, denn durch diesen Krieg wurden Forschung- und Raumfahrtsprojekte geboren, in Europa sind ein für alle Mal die Rachegelüste verschwunden und Europa findet den Weg zur Einigung, ein Traum wird wahr. Doch unsere Gefühle lassen unser Blut kochen, wenn wir den Namen Adolf Hitlers hören, denn mit ihm verbinden wir über 50 Millionen Menschenleben, die ihm zum Opfer fielen. Ebenso ist er mitschuldig an den Konflikten das 21. Jahrhunderts, der Nahe Osten. Doch Deutschland ging es, nüchtern, objektiv und rationell betrachtet, nach dem Krieg besser. Denn alles wirtschaftlich Wichtige konnte ersetzt werden, Kulturobjekte sind mit den Gefühlen der Menschen verbunden, nicht mit ihrem Verstand. Wirtschaftswunder und eine neue Liberalität sind Merkmale der Nachkriegszeit. Doch unser Gewissen lässt diese Fakten weder zu noch akzeptiert sie diese. Was, so makaber es klingt,
vernünftig ist. Denn die Folgen des dritten Weltkrieges sind nicht vorraussehbar.
Gefühle sollten selbstverständlich ebensowenig unser Denken lenken. Doch was dann? Was sollte das Mittel sein, auf das wir uns vollständig verlassen können sollten? Eine ganz neue Form des Denkens? Ich denke, das ist die Frage, mit der sich die Philosophen des neuen Jahrtausends zu beschäftigen haben, denn weder der Rationalismus, noch eine Gefühlswelt, noch ein gekonnter Mix aus beidem kann den gewünschten, weltweiten Erfolg mit sich ziehen.
Ein Mix aus beidem ist deshalb keine Lösung, weil jeder das Mischverhältnis für sich selber anders interpretiert und zumal diese Mischung kein Patentrezept für eine klare Trennung der beiden Begriffe
Gefühl und
Verstand garantiert.